POCHEN 2025 – „Woraus wir gemacht sind“

POCHEN 2025 – „Woraus wir gemacht sind“

22/05/2025

Im Jahr der Europäischen Kulturhauptstadt und angesichts des seit 2014 andauernden russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine gibt Pochen Raum, um einen Polylog über Solidarität, Fragilität und Resilienz anzuregen. Im Zusammenwirken mit Künstler:innen und Teilnehmenden entstehen in Chemnitz, Dresden, Wrocław, Lwiw und Iwano-Frankiwsk Resonanzräume – Orte des Austauschs, des Erinnerns und der geteilten Verletzlichkeit. Mit dem ganzjährigen Programm richten wir den Blick tiefer: auf die Ursachen von Zerwürfnissen, auf Gefühle von Isolation und wie daraus bessere Zukünfte erwachsen.

Die Ausstellung in Chemnitz vermittelt vielschichtige Blicke auf Beziehungen zwischen Körpern, Strukturen und Materialitäten – sie sind Membrane kollektiver sowie individueller Erinnerungen und Traumata. Welche Verkörperungen und Materialitäten können wir in einer geteilten, traumatisierten Gegenwart (er)tragen? Und wie verfließen sie in unseren Zukünften?

Die künstlerischen Arbeiten setzen sich mit den Spuren auseinander, die Gewalt, Widersprüche und ideologische Einschreibungen in uns hinterlassen haben – in Biografien, in Architekturen, in den Körpern selbst.

„Woraus wir gemacht sind“

Wasser zu Wasser, Staub zu Staub. Du schwebst und bist voller Luft. Du bist hart wie Stein, so auch dein Generationstrauma. Dein Leben ist noch flüssiger als deine Identitäten. Die sowjetische Vergangenheit blüht in deinem Gesicht, Ungewissheit fließt in Adern, Radikalisierung sticht ins Auge. Das Material, aus dem du gemacht bist, ist mal beständiger, mal zerbrechlicher. Es ist geprägt von all der Gewalt und Unterdrückung, es passt sich an, wehrt sich, versteckt sich, schwingt mit anderen Körpern. In toxischer Umgebung beginnt es selbst Gift abzusondern. Manchmal. Recht paradox – diese Resilienz.

Ist es nur der Körper, der zu Staub verglüht, wenn er dem Feuer zu nahekommt? Oder sind es auch Erinnerungen an eine Zeit, in der die schmerzlichen Geschichten ihren Anfang nahmen? Wozu noch Gedanken über Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit? Moby besang seine Ohnmachtsgefühle in „We Are All Made of Stars“ so: „I I can’t fight the future / Can’t fight what I see“. Es sind die Geister der Vergangenheit, die am Frühstückstisch sitzen. Sie kommen wieder – als Phantomschmerzen – und zeichnen filigrane Narben in die Haut.

Das Material, aus dem wir gemacht sind, sollte feuerbeständig sein. Und woraus ist unsere Freiheit – Stein oder Wasser?

Alona Karavai und Benjamin Gruner

Information/ Programm

Wirkbau, Halle A0
Lothringer Straße 11
09111 Chemnitz

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